Valerie Wolf Gangs Projektvorhaben im Rahmen des »Artist in Residence» Programms von Februar bis Mai 2020 trägt den Namen »VANISHING ACT: Körper, Raum, Identität«. Inspiration hierfür fand die Künstlerin in verschiedenen Studien über die psychologischen Erfahrungen von Astronauten im Weltraum als Reaktion auf den Blick auf die Erde als Ganzes.
Während der Ära der berühmten Apollo-Missionen der NASA reisten über ein Dutzend Astronauten zum Mond. Viele von ihnen sprachen von einer radikal transformierenden Erfahrung, die zustande kommt, wenn man die Erde zum ersten Mal aus einer neuen Perspektive sehen kann. Plötzlich erscheint sie so zerbrechlich, nicht viel mehr als eine kleine blaue Kugel, die von der unendlichen Weite des Weltraums umgeben ist.
Die Künstlerin Valerie Wolf Gang studierte diese Erfahrungen und verglich sie mit einem ihr eigenes Leben stark veränderndes Ereignis: innerhalb des letzten Jahres transformierte sich ihr Körper vollständig, da sie mehr als 50 kg verlor. Plötzlich erkannte sie ihren eigenen Körper nicht mehr wieder und musste aufs Neue lernen, ihn zu benutzen, eine neue (visuelle) Identität zu konstruieren.
Wolf Gang vergleicht diese Erfahrung mit einem vollständigen Verschwinden ihrer selbst, einem Gefühl von Fremdheit gegenüber ihrem eigenen Körper, die auch den physischen Zustand des Geistes beeinflusst. In ähnlicher Weise sprach der Astronaut Edgar Mitchell im Rahmen der Apollo-14-Mission von einem zutiefst mystischen Moment, als er seinen Heimatplaneten vom Raumschiff aus betrachtete.
In diesem Zustand sind die Konzepte von Zeit und Raum völlig unterschiedlich. Für eine Minute, eine Stunde oder länger befindet sich eine Person, die diesen Zustand erreicht, in einer anderen Welt.