Der sozialistische Einparteienstaat Vietnam hat in den letzten Jahren, ähnlich wie China, ein enormes wirtschaftliches Wachstum vorzuweisen. Diese rasante Entwicklung zeigt sich unter anderem in einem von Spekulationen vorangetriebenen Bauboom. Dieser führt zu dem bekannten Phänomen der Wanderarbeiter.
Die Arbeit Home zeigt Schlafstätten von Wanderarbeitern auf Baustellen in Vietnams Hauptstadt Hanoi. Die mit Netzen abgehängten Provisorien bilden einen Raum im Raum, der den Arbeitern als Bett und mobiles Zuhause dient. Dieses suggeriert Privatsphäre und dient als Schutz vor Staub und Moskitos.
»Der Mensch in seinen sozialen Bedingungen ist das Thema in Keitels Arbeit. Jedoch nähert er sich dem Individuum phänomenologisch, lässt es in seinen Bildern aus und zeigt nur seine Spuren. Wie ein Sammler sichert er diese Spuren und fasst sie in einem seriellen Bildkonzept zusammen. Der Gegenstand seiner Betrachtung sind die provisorischen Schlafstätten von vietnamesischen Wanderarbeitern, die Keitel in Rohbauten der Stadt Hanoi vorfand. Diese Behausungen, bestehend aus Bett und Moskitonetz sind widersprüchlich. Einerseits verweisen sie auf die prekäre Lage der heimatlosen Wanderarbeiter und andererseits haben die fotografierten Objekte eine ästhetische Faszination, die glauben macht, es handele sich um künstlerische Rauminstallationen. Diese beiden Ebenen, Faszination für die Magie der Ding Welt und Empathie für das abwesende Individuum bringen Keitels Arbeit zu ihrer außerordentlichen Qualität.«
(Prof. Roman Bezjak)