Florian Schunck

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Florian Schunck

Skias

Ausgehend von den erkenntnistheoretischen Überlegungen Platons entstand eine Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit, die ich in Anlehnung an das Höhlengleichnis des Philosophen mit einer Projektion veranschauliche. Der scheinbar wahllos aus Müll und Alltagsgegenständen zusammengesetzten Plastik setze ich die klaren Konturen einer christlichen Heiligenfigur entgegen. Die Heiligen dienen nicht nur der Erhöhung des Kontrastes zu den ›profanen‹ Gegenständen, sondern stellen auch den Streitpunkt einer immer noch sehr aktuellen Debatte dar.

Davon ausgehend, dass es sich bei ›Heiligen‹ um Menschen handelt, die von einem anderen Menschen zu Ikonen gemacht werden, sind sie einerseits Projektion, dienen andererseits als Projektionsfläche. Auch wer sie nicht als Heilige identifizieren kann, dem erschließt sich ihre Figürlichkeit und der Bruch zum Objekt, der schon durch die reine Interpretation des Schattens als Figur entsteht.

Der Schatten, der sowohl inhaltlich als auch formell nicht zum Objekt passt, soll den Betrachter anregen, seine eigene Wahrnehmung der Wirklichkeit zu hinterfragen. Da diese zu einem großen Teil auf Gewohnheit basiert und demnach beschränkt ist, ist sie anfällig für Manipulationen, die meist nicht als solche wahrgenommen werden.

Die Fotografie als Medium lässt diese Einschränkung sehr deutlich werden. Scheinbar unbestechlich zeigt sie doch nur einen Ausschnitt der Realität des Fotografen und birgt die Gefahr, in einen falschen Kontext gestellt und falsch interpretiert zu werden. Einem Schatten sehr ähnlich bildet sie dreidimensionale Gegenstände nur flach ab.

Obwohl diese zweidimensionale Darstellung im Vergleich zum Schatten, der nur eine Form beschreibt, Informationen über die räumliche Tiefe enthält, bedarf sie genau wie ein Schatten der Interpretation. Die analoge Schwarzweiß-Fotografie im Großformat bietet hier die direkteste und ›reinste‹ Möglichkeit, die inszenierten Schatten einzufangen. Licht und Schatten fallen durch das Objektiv ohne eine weitere Verarbeitung direkt auf den Film.